Vor der Wahl: Podiumsdiskussion über Herausforderungen der Wassergefahren Schwimmkurse, Wasserzeiten und Bäderschließungen, Katas- trophenschutz und Ausrüstung: Das sind nur einige der Auf- gaben und Themen des DLRG Landesverbandes Niedersachsen. Wie können wir als DLRG, vor allem aber wir als Gesellschaft in Niedersachsen, auf die aktuellen Herausforderungen zur Schwimm- und Wassersicherheit reagieren? Welche Rolle spielt die DLRG in Niedersachsen dabei? Was kann sie leisten, was aber braucht sie von Politik, Verwaltung und der Öffentlichkeit, um fi t und gut gerüstet für die Zukunft dazustehen? Alles The- men der Grußworte und der Podiumsdiskussion. Auf die Begrüßung durch Dr. Oliver Liersch folgten Grußworte des Ministerpräsidenten Stephan Weil. Er bedankte sich für das Engagement der DLRG im Hochwassereinsatz – unter anderem an der Elbe und zuletzt im Ahrtal: »Es ist gut zu wissen, dass wir gerade aus Niedersachsen heraus schnell entsprechende Ein- satzkräfte stellen und konkret Hilfe leisten konnten.« Die DLRG begegne ihm als Schwimmauf- sicht, beim Schwimmunterricht, aber auch beim Aufbau von Impfzentren oder der Aufnahme von Flüchtlingen; die Jugend wiederum überall dort, wo Ju- gendverbandsarbeit geleistet werde. »Die DLRG ist eine Orga- nisation, die an ganz vielen Stel- len, wo es um Gemeinschaft geht, präsent ist und einfach macht! Das ist das, was unsere Gesellschaft braucht.« Den Redebeiträgen von Präsi- dentin Ute Vogt und Regionsprä- sident Steffen Krach folgte eine Podiumsdiskussion rund um die aufgeworfenen Fragen. Neben LV- Präsident Dr. Oliver Liersch und dem Leiter Verbandskommu- nikation Dr. Christoph Penning als Moderator zählten Kerstin Lie- belt (SPD), Pascal Leddin (Bündnis 90/Die Grünen) und Dr. Marco Genthe (FDP) zu den Gästen. Rainer Fredermann (CDU) musste krankheitsbedingt absagen. »Wasser ist nicht nur unser Element, wir als DLRG betrachten Schwimmen als kulturelle Grundfertigkeit des Menschen, Schwimmfähigkeit sichert Leben und eröffnet die Teilhabe am gesellschaftlichen und sozialen Leben«, so Dr. Penning. Seine erste Frage an die Fraktionsvertreter: »Wäre es da nicht ange- bracht, allen Menschen einmalig einen kostenlosen Schwimm- kurs – fi nanziert vom Land – zu ermöglichen?« »Eine gute Forde- rung«, fi ndet Kerstin Liebelt. Ein wichtiges Element seien dabei »nicht nur Schwimmkurse, die freiwillig gemacht werden (…)«, sondern auch der Schwimmunterricht in den Schulen. Es müsse dafür gesorgt werden, dass in den Schulen jedes Kind er- fasst wird und schwimmen lernt. Für Pascal Leddin erscheint die Machbarkeit kostenfreier Schwimmkurse problematisch. Im gleichen Zuge brauche es eine Offensive zur Durchführung der Kurse, um ebenso den Bedarf an Ausbildern zu decken. Die Wartezeiten für Schwimmkurse sind lang. Das hängt laut Dr. Penning nicht nur mit der Pandemie zusammen, sondern auch mit der Schließung vieler Bäder oder dem Umbau zu Spaß- Ministerpräsident Stephan Weil begrüßt die Teilnehmer. nn iedersachsen bädern und damit fehlenden Wasser- und Ausbildungs zeiten. Er wollte von den Fraktionsvertretern wissen, ob ein gezieltes Bä- derförderprogramm zu erwarten sei, um dem entgegenzuwir- ken. Leddin: »Ich glaube, wir haben verlernt, dass Schwimmen eine essenzielle Fähigkeit vom Menschen ist.« Er fi ndet: »Wir brauchen ein Investitionspaket explizit für Schwimmbäder.« Vie- le Bäder wurden geschlossen, was Auswirkungen »auf alle von uns« habe. Das Vorhalten von Schwimm bädern ist eine freiwilli- ge Leistung. Solange dies der Fall sei, müssten laut Liebelt wei- tere Förderungsmöglichkeiten für »Kommunen geschaffen wer- den, denen es schlecht geht«. »Warum wird das Schwimmen eigentlich nicht auf dem Zeugnis vermerkt?«, wollte Dr. Penning als Nächstes von den Teilneh- mern wissen. Immerhin würden auch Fünfen auf dem Zeugnis stehen, nicht aber die fehlende Schwimmfähigkeit. Dr. Marco Genthe befürwortete die Idee. Ein entsprechender Vermerk wür- de gewissen Druck auf die Eltern auslösen, sich um das Thema zu kümmern. Liebelts Meinung ist eine andere: Sie empfi ndet einen Vermerk eher als Abwertung für die Kinder. Befürworten würden sie eher eine positive Erwähnung, »wenn sie etwas er- reicht haben, als grundsätzlich zu sagen, ob ein Kind schwimmen kann oder nicht«. Der Vorschlag des LV-Präsidenten: »Spätestens auf dem Abschlusszeugnis der Klasse vier sollte auf dem Zeug- nis etwas zur Schwimmfähigkeit stehen. Nicht nur, damit die Eltern es lesen, sondern damit die weiterführende Schule weiß, wo sie ansetzen muss. Habe ich in dem Jahrgang nur Schwim- mer oder einen so hohen Grad an Nichtschwimmern, dass ein Sonderkurs aufgelegt werden muss?« Eine Möglichkeit seien dann entsprechende Projektwochen. Die Erwähnung auf dem Zeugnis sei »ein erster notwendiger Schritt, um mehr Transpa- renz herzustellen«, fasst Liersch zusammen. Von den Themen Wartelisten für Schwimmanfänger, Bäder- sterben und Schwimmkurse ging es zum Katastrophenschutz. Laut Penning ist dieser seit Jahren unterfi nanziert. Jährlich ste- hen 1,6 Millionen Euro zur Finanzierung von Fahrzeugen und Booten in ganz Niedersachsen und für alle Hilfsorganisationen insgesamt zur Verfügung. Das sind 20 Cent je Einwohner in Nie- dersachsen im Jahr. »Die Fahrzeugförderung muss deutlich mehr wert sein«, fi ndet er. Laut Leddin sei zu viel »kaputtgespart Podiumsdiskussion mit Mitgliedern des Landtags: Pascal Leddin (2. v. l., Bünd- nis 90/Die Grünen), Kerstin Liebelt (SPD) und Dr. Marco Genthe (FDP). worden«. Als Beispiele nennt er alte Fahrzeuge und Boote, viele Investitionen stünden an, die von den Kommunen nicht ge- stemmt werden könnten. Zusammenfassend gebe es einiges »aufzuräumen«. Laut Dr. Genthe seien Fahrzeuge im Katastro- phenschutz zum Teil über 20 Jahre alt und spricht hier von massi- ven Versäumnissen. »Da wird und muss es ein Umdenken ge- ben«, fasst Liebelt, stellvertretend für alle Teilnehmer, zusammen. Lebensretter 3 . 2022 III