g r e b m e t t r ü w + n e d a b Stadt Rastatt leiht sich ein Schwimmbad Interview mit Oberbürgermeisterin Monika Müller » Ra st at t hat e in Bä de rproble m « t it e lt e n die Badischen Neusten Nachrichten 2 0 2 3 . Auch de r La nde sve rba nd Ba de n be richt e - t e m e hrm a ls übe r die Sit uat ion. I m M it t e lpunk t : da s in die Ja hre ge kom m e ne Cuppa m a re in Kuppe nhe im (K re is Ra st at t ). I m Som m e r be schloss de r dort ige Ge m e inde rat die Schlie ßung. Je t zt ge ht e s zum inde st für die Schule n und Ve re ine w e it e r. Z u ve rda nke n ist die s a uch de r Ra st at t e r Obe rbürge rm e ist e rin M onik a M ülle r (SPD), die da für zu e ine m unge w öhnliche n Trick griff. Frau Müller, Rastatt hat 52.000 Ein- wohnerinnen und Einwohner, aber kein Hallenbad. Wie kann das sein? »Das Hallenbad hier wurde vor über drei Jahren sehr plötzlich geschlossen; pri- mär wegen Statikmängeln. Es war aber insgesamt sehr in die Jahre gekommen und es hätte viel investiert werden müs- sen. Da hat sich der Gemeinderat dann dagegen entschieden. Gleiches gilt für das Freibad. Jetzt wird auf dem Gelände des Freibades ein ganzjährig nutzbares Kombibad entstehen. Die Eröffnung soll 2027/28 sein.« Nicht nur die Stadt Rastatt, son- dern die ganze Region leidet unter dieser Situation. Haben sich die umliegenden Gemeinden zu sehr darauf verlassen, dass Rastatt schon für ein Hallenbad sorgen wird? »Natürlich. Es ist einfach so, dass viele Kommunen vor dem Thema Bäder zu- rückschrecken, weil sie wissen, dass es immer defizitär sein wird. Ich bin aller- dings der Ansicht, dass es eine Pflicht- aufgabe ist, Bäder bereitzustellen. Das in den freiwilligen Bereich zu schieben, finde ich nicht zielführend und ein Stück weit auch unverantwortlich.« Wenn Kommunen an die Grenze des finanziell Leistbaren kommen, liegt der Ruf nach Unterstützung durch Land oder Bund nahe. Welche Unter- stützung würden Sie sich wünschen? »Ich erwarte, dass Schwimmbäder in die Schulbauförderrichtlinie aufgenommen Monika Müller ist seit Oktober 2023 Oberbürgermeisterin der Stadt Rastatt. © Oliver Hurst werden. Das heißt, dass dort, wo Schul- schwimmen stattfindet, auch eine Förde- rung durch das Land erfolgt. Was ich damals in unserem Fall sehr bedauerlich fand, war, dass ich alle Ministerien, die in Frage kommen, angeschrieben hatte und jedes hat in der Zuständigkeit auf das andere verwiesen. Keines hat auch nur einen Euro locker gemacht.« Das Cuppamare war Anlass unseres Gesprächs. Sie und die Stadt Rastatt hatten großen Anteil daran, dass es jetzt zumindest für die Vereine und die Schulen weitergehen kann. »Sobald wir wussten, dass wir in Rastatt für die nächsten drei Jahre kein Bad Das Cuppamare in Kuppenheim wurde zum letzten Zufluchtsort vieler Schwimmvereine aus der Region. © Luca Wernert mehr in der Nähe haben würden, habe ich sofort das Gespräch mit dem Kolle- gen aus Kuppenheim gesucht. Wir lei- hen das Cuppamare jetzt und betreiben es gemeinsam mit den Mittelbadischen Bäderbetrieben.« Hätte eine frühere Zusammen- arbeit in dieser Sache die Situation früh zeitiger lösen können? »Die Bädersituation ist ein Problem, das viele Kommunen drückt, und man muss rechtzeitig ins Gespräch gehen, bevor Bäder schließen. Eine Art Bäderentwick- lungsplanung für einen Landkreis oder auch noch größere Gebiete wäre sinn- voll, damit die Versorgung in Zukunft ge- sichert ist.« Sie sind vermutlich die erste Ober- bürgermeisterin, die sich ein Bad geliehen hat. Braucht es mehr solcher unkonventionellen Heran- gehensweisen? »Das war etwas, was wir einfach mal ge- wagt haben. Natürlich auch mit dem Risi- ko, dass es in der Umsetzung dann viel- leicht an der einen oder anderen Stelle hakt. Ich glaube, wenn wir bereit sind, uns als lernende Verwaltung und lernen- de Gemeinden zu verstehen, dann kann das schon funktionieren.« Das Interview führte Luca Wernert. ❮ 2024 . 4 Lebensretter | III