Die andere Perspektive: Das MRB Meersburg besetzt mit Einsatztauchern beim Dreikönigstauchen in Überlingen. © Thomas Wagenbreth ausgabe | 1 . 2025 baden + württemberg Liebe Kameradinnen, liebe Kameraden, nach über 20 Jahren En- gagement im Landesverband werde ich für die nächste Amtsperiode nicht mehr kan- didieren. Ich möchte an die- ser Stelle die Gelegenheit nutzen, um auf diese Zeit zu- rückzublicken und meine Ge- danken mit euch zu teilen. 2004 wurde ich in den Lan- desverband gewählt – eine Herausforderung, die ich mit viel Enthusiasmus und Hinga- be anging. Eine typische »DLRG Karriere« konnte ich nicht vor- weisen, dafür aber meine Erfahrungen als Sportlehrkraft im Schwimmunterricht. Mir wurde in dieser Zeit bewusst, was die DLRG alles dafür tut, dass Menschen schwimmen lernen, und wie viele Hindernisse es dabei gibt: Lehrschwimmbecken wur- den geschlossen, und immer weniger Sportlehrkräfte ließen sich für den Schwimmunterricht qualifizieren. Das ergab auch eine Studie des Kultusministeriums. Immer weniger Kinder wa- ren nach Ende der vierten Klasse sichere Schwimmer. Was hat sich im Laufe der Jahre verändert? Die Aufgaben und Einsatzgebiete der DLRG haben sich gewandelt. Zusätzlich zur Schwimmausbildung unterstützt die DLRG zunehmend bei aku- ten Hochwasserlagen. Die Ausbildung hat sich dementspre- chend angepasst. Wir bilden Strömungsretter aus und setzen neue Technologien ein, die mehr finanzielle Mittel benötigen. Diese Aufgaben stellen die DLRG vor neue Herausforderungen: Das neue Anforderungsprofil erfordert mehr Personal und Büroräume. Neue Ausbildungsstandards müssen konzipiert werden und dafür benötigt es mehr Platz für die theoretische und praktische Ausbildung. Hinzu kamen unvorhersehbare Ereignisse, die eine Herausforderung bedeuteten. Es war ein ständiger Kampf, um mehr Geld für unsere Einsatzkräfte und deren Ausrüstung zu erhalten. Daneben machten immer mehr Hallenbäder und Lehrschwimmbecken aus Kostengründen dicht, was wiederum zu einem Mangel an Ausbildern bei der DLRG führte. Was verbindet uns und sorgt dafür, dass wir weiterhin unseren Aufgaben nachkommen? Es ist das »Wir-Gefühl« und das Be- wusstsein, etwas für die Allgemeinheit zu tun – das Erkennen, wie wichtig unsere Arbeit ist. Ich wünsche mir, dass mehr Men- schen sich dessen bewusst werden und in der DLRG eine erfül- lende Aufgabe finden. Da die Zahl der Kinder, die keine sicheren Schwimmer sind, im- mer weiter steigt, unterstützen wir verschiedene Projekte. Wir gehen in die Kindergärten, um dort mit den Kindern Wasserge- wöhnung und -bewältigung zu praktizieren – ein sinnvolles Pro- jekt. Doch hier bedarf es mehr von der Erkenntnis seitens des Kultusministeriums, dass unsere Ehrenamtlichen eben nicht al- les abdecken können. Schwimmen gehört zu unserem Kulturgut und muss deshalb weiter gelehrt werden – egal ob durch die DLRG, Schwimmver- eine oder Schulen. Es darf nicht sein, dass Deutschland ein Land der Nichtschwimmer wird. Das Wohl unserer Kinder und Mitmenschen muss es uns wert sein. Wir müssen dafür kämp- fen, dass Bäder geöffnet bleiben, Kindern frühzeitig das Schwimmen beigebracht wird und unsere Ausbilder Wasserflä- chen für ihre Arbeit nutzen können. Wir dürfen nicht nachlassen, die Politik auf diese Zustände auf- merksam zu machen. Nur dadurch erreichen wir, dass sich et- was ändert. Eure Vizepräsidentin Ursula Jung baden + württemberg I