ausgabe | 2 . 2025 baden + württemberg Neues Motor-Rettungsboot am Bodensee. © Jörg Fiedler Liebe Leserinnen und Leser, mit einer großen Geburtstagsfeier feierte der Landesverband Baden am 31. Mai sein 100-jähriges Bestehen. Einen Bericht über den Festakt mit anschließender Party im Rheinstrandbad Rappenwört finden Sie auf den folgenden Seiten dieser Regio- nalausgabe des Lebensretters »Baden+Württemberg«. Dass wir dieses Jubiläum gemeinsam feiern können, ist kei- neswegs allein der Verdienst der Aktiven von heute. Es sind vielmehr mehrere Generationen von Engagierten, die unsere Organisation mitgestaltet, Herausforderungen getrotzt und im- mer wieder Neues angestoßen haben. Ihnen allen widme ich dieses Vorwort – mit Respekt, Dankbarkeit und Anerkennung. Was würde wohl unser erster Präsident Karl Broßmer an die- ser Stelle schreiben? Der Lehrer aus Karlsruhe gründete im Jahr 1925 den DLRG Landesverband Baden und hinterließ seine Spuren weit über unsere Organisation hinaus – in Verei- nen, Verbänden und in der Bildungslandschaft der Region. Vielleicht würde er heute von der Aufbruchsstimmung erzäh- len; vom Mut, einen Verband zu gründen, als vieles noch un- klar war – aber die Überzeugung stark genug, um den ersten Schritt zu gehen. Vielleicht würde er nicht über Erfolge schrei- ben, sondern über Menschen. Über Menschen, die mitgetra- gen, diskutiert, weitergedacht haben. Über lange Abende in kleinen Büros. Über Erlebnisse, die geprägt haben. Vielleicht – ganz sicher sogar – wäre er stolz auf das, was aus dieser Idee geworden ist; auf ein Jahrhundert Engagement, Zusam- menhalt und Wandel. Einhundert Jahre DLRG in Baden – das ist eine Geschichte voller Bewegung: Von den ersten Rettungsschwimmkursen in den Rheinstrandbädern in Karlsruhe, Mannheim und Breisach bis zur heutigen breiten Bildungs- und Einsatzlandschaft. Von Protokollen auf Durchschlagpapier bis zur digitalen Organisa- tion. Von echtem Pioniergeist bis hin zur professionellen Ko- operation mit Behörden, Hilfsorganisationen und Part- nern aus der Wirtschaft. 2025 ist übrigens nicht nur für die DLRG in Baden ein Jubiläumsjahr: Seit genau 50 Jahren ist die DLRG in Baden-Württemberg auch als Leistungsträger im Lan- desrettungsdienstgesetz ver- ankert – und aus der Sicherheitsarchitektur unseres Landes nicht mehr wegzudenken. Diese Jubiläen sind kein Schlusspunkt. Sie sind ein Doppel- punkt. Einen kleinen Einblick in das breite Tätigkeitsspektrum der DLRG im Land geben die nächsten acht Seiten dieser Ausgabe. Weitere Anlässe, nach vorne zu blicken, boten in diesem Jahr der Landesverbandstag des Landesverbandes Württemberg, der Landesjugendtag der DLRG-Jugend Baden und die Bootstaufe des neuen MRB-5 am Bodensee. Anhand vier konkreter Beispiele werfen wir darüber hinaus einen Blick auf die aktuelle Bädersituation in Baden- Württemberg. Mit Vorfreude blicke ich auf das, was die Zukunft für die DLRG bereithält. Allen Unterstützerinnen und Unterstützern – ob ak- tiv oder ehemalig, jung oder alt – danke ich herzlich für ihren selbstlosen Einsatz für unsere gemeinsame Sache. Eine angenehme Lektüre wünscht Ihnen Felix Strobel, Präsident DLRG-Landesverband Baden e. V. baden + württemberg I

Aus der Ruine ein Sommerparadies gemacht Was eine Gemeinschaft leisten kann: Freibadverein Neudenau wurde vor 25 Jahren gegründet Wo he ut e K inde r la c he n und Sc hw im m e r ihre Ba hne n zie he n, w uc hse n e inst k le ine Bä um e im le e re n Be c k e n. N a c h de r Sc hlie ßung im J a hr 19 9 9 w e ge n m a rode r Te c hnik sc hie n da s Fre iba d N e ude na u ve rlore n. Doc h Be rt hold Oßne r, da m a lige r DLRG Vorst a nd, gla ubt e fe st : » Eine DLRG ohne Ba d ist k e ine DLRG.« So be ga nn e ine a uße r- ge w öhnlic he Re t t ungsa k t ion. Im Jahr 2000 gründeten engagierte Bürger um Berthold Oßner den Verein »Freibadfreunde Neudenau«. Zu- nächst blieb das Becken leer, doch Spielplatz und Kiosk lockten Familien an. Der Wendepunkt kam, als Gemein- derat Manfred Brechter Potenzial in der alten Technik erkannte. Bei ersten Ar- beiten stieß ein technikbegeisterter Ba- degast dazu – am nächsten Tag brachte er drei pensionierte Handwerker mit. Die »Graukopf GmbH« war geboren. Immer mehr Menschen schlossen sich an, Fir- men spendeten, die Stadt beteiligte sich Eigenleistung: Freiwillige Helfer der Freibadfreunde Neudenau. © OG Neudenau an den Kosten. Der Gemeinschaftsgeist trug das Projekt. 2004 öffnete das Freibad wieder – eh- renamtlich betrieben und erfolgreich. Heute zählt der Verein fast 500 Mitglie- der. Der benachbarte Campingplatz bringt Einnahmen, das Herzstück aber bleibt das Miteinander. Zum 25-jährigen Jubiläum am 17. Mai gab es ein großes Fest mit Feuerwerk. Eine Chronik mit über 90 Seiten erzählt die bewegte Ge- schichte. Natürlich gibt es Herausforderungen – von Energiekrise bis Helfermangel. Die enge Zusammenarbeit mit der DLRG ist ein wichtiger Pfeiler: Im Sommer fin- den hier Schwimmtrainings und Prü- fungen statt, an Wochenenden über- nimmt die DLRG die Aufsicht. Für Vorsitzende Gabriele Mölle ist klar: »Wenn jemand Verantwortung über- nimmt, kann so ein Projekt überall funktionieren.« Luca Wernert ❮ DLRG Arbeit für die nächsten Jahrzehnte gesichert Hallenbad in Blaufelden innerhalb von zweieinhalb Jahren für 2,2 Millionen Euro saniert Wie sich die Sa nie rung e ine s H a lle nba ds a uf da s I nne nlebe n e ine r Ort sgruppe a usw irk t , ze igt sich a k t ue ll in Bla ufe lde n im La ndk re is Schw ä bisch H a ll. Während der Sanierungsarbei- ten mussten Kursangebote der Ortsgruppe und des Stütz- punkts Wallhausen in Gerabronn oder im Sommer in den Freibädern Wiesenbach und Wallhausen stattfinden. Trotz aller Bemühungen, einen geregelten Übungs- betrieb zu ermöglichen, gingen die Mit- gliederzahlen der Ortsgruppe deutlich zurück. Die Sanierung des Hallenbads startete im Frühjahr 2022 und dauerte über zwei- einhalb Jahre. Dabei entschied sich die Gemeinde für eine »Minimallösung«: Es wurden nur das Lehrschwimmbecken (16,66 Meter lang) und dessen Technik saniert, der defekte Hubboden entfernt, die Fliesen erneuert, ein Schrägboden eingebaut und das Schwimmbecken mit einer waagerechten Überlaufkante aus- gestattet. Umkleideräume und sanitäre Einrichtungen werden in der Folge noch erneuert, wenn es die Haushaltslage zu- lässt. Die Baukosten stiegen während der Sanierung von 1,5 Millionen auf 2,2 Millionen Euro an. Da das Bad nahe- zu ganztägig von ortsansässigen Schu- len und auch von Nachbargemeinden genutzt wird, konnten Fördergelder von 1,2 Millionen Euro beantragt werden. Diese wurden auch genehmigt. Der Ortsgruppe Blaufelden selbst steht das Hallenbad donnerstags ab 17 Uhr für die Anfängerschwimmaus bildung und die drei Trainingsgruppen zur Verfü- gung. Der Stützpunkt Wallhausen kann diens- tagabends ab 19 Uhr das Bad nutzen. Die Ortsgruppe Rot am See belegt ei- nen Teil des Beckens freitagabends In neuem Glanz: das Hallenbad in Blaufelden. © Susanne Stein und samstagmorgens für das Anfänger- schwimmen. »Wir danken der Gemeinde sehr für die Sanierung. Damit ist unsere Arbeit für die nächsten Jahrzehnte gesichert und wir konnten im letzten Jahr bereits 49 Neumitglieder begrüßen«, so Vorsit- zende Susanne Stein. Werner Vaas ❮ baden + württemberg III

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MACH, WAS WIRKLICH ZÄHLT. SEE FOLGE DEINER BERUFUNG. f ü r / i n ( m / w / d ) M a r i n e s y s t e m e l e k t r o n i k b e w e r b e n . a l s S o l d a t J e t z t b u n d e s w e h r k a r r i e r e . d e baden + württemberg 3

100 Jahre DLRG Baden gefeiert Innenminister Strobl würdigt lebensrettendes Ehrenamt DLRG Präsidentin Ute Vogt, selbst gebürtige Badenerin, gratulierte im Namen des Bundesverbandes. Innenminister Thomas Strobl überbrachte die Grüße der Landesregierung. © Maren Proißl (3) schen. Dass wir Schwimmen lernen wieder stärker in den Fokus der Bil- dungspolitik rücken. Und dass wir im Rettungsdienst und Bevölkerungs- schutz als verlässlicher Partner wahr- genommen und unterstützt werden.« Er resümierte: »Unser Jubiläum ist kein Rückblick mit Punkt, sondern mit Dop- pelpunkt. Es geht weiter – mit Herz, Verstand und Zusammenhalt.« Zuversicht für die Zukunft An Aufgaben für die DLRG in Baden mangelt es auch nach 100 Jahren nicht. Das wird in den Beiträgen zur Jubilä- umsfeier deutlich. Alle Grußworte einte jedoch eine gemeinsame Einschätzung: Die DLRG in Baden kann der Zukunft mit Zuversicht begegnen. Luca Wernert ❮ baden + württemberg V Se it 10 0 J a hre n k ä m pft die DLRG in Ba de n ge ge n da s Ert rink e n – und fe ie rt e die se s J ubilä um a m 31. M a i m it e ine r fe st lic he n Ve ra nst a lt ung in K a rlsruhe . Für da s La nd Ba - de n-Würt t e m be rg w ürdigt e de r st e llve rt re t e nde M inist e rprä si- de nt und I nne nm inist e r, T ho - m a s St robl, da s vie lfä lt ige Wirk e n de r DLRG in Ba de n für die Ge se llsc ha ft . In seinem Grußwort betonte Strobl: »Die DLRG steht den Menschen in Notlagen im Wasser seit nunmehr 100 Jahren engagiert und kompetent zur Seite und leistet dabei rund um die Uhr vollen Einsatz. Zu diesem wahrlich ein- drucksvollen Jubiläum gratuliere ich herzlich. Mein Dank und mein Respekt gilt den helfenden Händen, die sich mit Herzblut für das Leben anderer Men- schen einsetzen. Sie stehen jeden Tag, auch unter Belastungen und Gefahren für die eigene Gesundheit, für Hilfsbe- reitschaft und für Menschlichkeit ein.« Am 2. Mai 1925 gegründet, zählt der Landesverband Baden heute rund 58.000 Mitglieder in zwölf Bezirken und über 170 Gruppen – eine starke Ge- meinschaft im Einsatz gegen den »nas- sen Tod«. Vor historischer Kulisse Mit dem Rheinstrandbad Rappenwört wurde ein Ort mit besonderer histori- scher Bedeutung für die Jubiläumsfeier ausgewählt. Ein Grund für die Gründung des regionalen Verbandes der DLRG war 1925 nicht zuletzt der Bau von Rheinstrandbädern in Mannheim, Brei- sach und Karlsruhe. Die erste Wasser- rettungswache der DLRG wurde damals eben dort, im Rheinstandbad Rappen- wört, errichtet. Zukünftig erinnert eine von der Stadt Karlsruhe gestiftete Hain- buche an die Verwurzelung der DLRG in der Region – gepflanzt im Beisein der Festgäste sowie von DLRG Vertretern, Minister Thomas Strobl und dem Ge- schäftsführer der Karlsruher Bäderbe- triebe, Oliver Sternagel. »Für mich ist dieser Ort Sinnbild dafür, was die DLRG ausmacht: aus Tradition gewachsen, in der Gegenwart verankert und in die Zukunft gerichtet«, sagte Lan- desverbandspräsident Felix Strobel. »Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die DLRG weiterhin offen, modern und relevant bleibt – gerade für junge Men- Eine Hainbuche erinnert im Rheinstrandbad Rappenwört an das 100-jährige Bestehen der DLRG in Baden.

Zukünftig mehr Sicherheit am Bodensee Taufe des neuen DLRG Motorrettungsbootes Die Präsidenten Strobel (l.) und Flohr (r.) zusammen mit Staatssekretär Thomas Blenke. © Jörg Fiedler Segnung des neuen Motorrettungsbootes. © Elke Kopp (2) Viele Gäste bei der Bootstaufe. Die Ta ufe de s e rst e n ne ue n M ot orre t t ungsboot e s de r DLRG für de n Bode nse e fa nd a m 1. M a i 2 0 2 5 in La nge na rge n st a t t . Die Veranstaltung, an der Staatssekretär Thomas Blenke als Ehrengast teilnahm, markierte einen bedeutenden Schritt für die Zukunft der Wasserrettung in der Region rund um das größte Binnengewässer Süddeutschlands. Die DLRG am Bodensee ist bislang mit über 40 Jahre alten Rettungsbooten der Kategorie 5 (Länge: 8,5 Meter) im Einsatz. Diese erfüllen mittlerweile die Anforderungen moderner Was- serrettung nicht mehr – insbesondere im Hinblick auf Patien- tenversorgung und See notrettung. Die Bezirke Bodenseekreis (Landesverband Württemberg) und Bodensee-Konstanz (Landesverband Baden) haben daher gemeinsam ein Zukunftskonzept zur Beschaffung von neuen, mindestens zehn Meter langen Rettungsbooten ent wickelt. Diese sollen neben klassischen Aufgaben des Wasserrettungsdienstes auch bei Sturm und hohem Wel- lengang unterstützend zur Seenotrettung eingesetzt wer- den können. Nach langen Vorplanungen genehmigte das Land Baden- Württemberg 2022 die Projektförderung. Die Ausschrei- bung erfolgte im Sommer 2023. Das nun getaufte Boot ist der Auftakt. Das nächste wird im Bereich Konstanz stationiert. Eleonore Wagner ❮ Meilenstein im Rettungssport Ende Juni finden in Biberach an der Riß die 50. Landes- meisterschaften im Rettungs- schwimmen statt. Erwartet werden über 180 Mannschaf- ten und knapp 290 Einzelteil- nehmer – insgesamt rund 1.200 Personen inklusive Hel- fern, Betreuern und Kampf- richtern. An zwei Wettkampftagen messen sich die Bezirksmeister sowie die punktbesten Platzierten der Bezirke. Ohne die Unterstützung von rund 60 Kampfrichtern und Rödlern sowie etwa 100 freiwilli- gen Helfern aus der Ortsgruppe, den Bezirken und dem Landes- verband wäre ein solches Großereignis nicht möglich. Die Veranstaltung bietet nicht nur sportlichen Wettstreit, sondern ist auch eine wichtige Plattform zur Nachwuchsgewinnung und -förderung. Anne Fries & Thomas Schmidt ❮ © Thomas Schmidt Badische Meisterschaften Die 47. Badischen Meisterschaften im Rettungsschwim- men finden am Wochenende 27. bis 29. Juni im Albgaubad Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) statt. Zu dieser Traditions- veranstaltung werden wieder einige hundert Rettungs- schwimmerinnen und Rettungsschwimmer aus dem ganzen Landesverband Baden erwartet, die in Einzel- sowie Mann- schaftswettbewerben sportlich gegeneinan- der an treten. Doch nicht nur der sportliche Wettkampf steht bei den Meister- schaften im Mittel- punkt. Denn die Gäste erwartet auch ein lo- ckeres Rahmenpro- gramm. Luca Wernert ❮ © Christian Berner baden + württemberg VII